Die Gehörlosengemeinden durchleben wegen der Corona Krise eine belastende Situation.
Sie müssen auf die vertraute und liebgewordene Unterhaltung bei Kaffee und Kuchen im Anschluss an den Gottesdienst verzichten. Das ist nicht leicht und wird von vielen sehr vermisst.
Es gibt Unsicherheit, soll ich den Gehörlosengottesdienst besuchen oder nicht?
Es geht um die Gesundheit. Wie kann ich die eigene Gesundheit und die Gesundheit anderer schützen. Viele zeigen in den Gehörlosengemeinden große Verantwortung.
Manche können nicht zum Gottesdienst kommen, bleiben aber im Gebet mit der Gemeinde verbunden. Manche fragen nach, ob Gottesdienst stattfindet oder nicht. Das zeigt eine gute und freundliche Verbundenheit.
Großer Dank gilt den Gemeindevorsteherinnen und Gemeindevorstehern in dieser schwierigen Zeit.
Die Gottesdienste finden teilweise in neuen und größeren Räumlichkeiten statt, in denen Hygieneabstand und Treffen möglich sind. Es braucht viel Hilfe und Unterstützung. Die Räume müssen gelüftet werden. Der Altar und Gottesdienstraum müssen vorbereitet und vieles bereitgestellt werden. Stühle und Tische werden aufgestellt und desinfiziert. Begrüßung, Lesungen, Gebärdenlieder und Fürbittengebet werden von Gemeindevorsteherinnen und Gemeindevorstehern übernommen.
Für die Gehörlosengemeinden und Gehörlosenvereine ist es keine leichte Zeit. Aber es gibt viel Hilfe und Unterstützung, die es allen leichter macht.
Dafür herzlichen Dank!
Am 6. Dezember 2020, Nikolaustag und 2. Advent, feierten wir Gottesdienst in der Kasseler Gemeinde. Auch wenn wir alle auf Abstand bleiben mussten und die Masken nicht absetzten durften, war es schön sich zu treffen.
Im Gottesdienst zeigte der Gebärdenchor Adventslieder zum Mitmachen und ein lustiges Theaterstück: die heiligen drei Könige kommen viel zu früh in Bethlehem an und suchen das Jesuskind. Jeder berichtet von den Problemen seiner Reise in Coronazeiten. Die Drei hatten auch Geschenke dabei Gold, Myrre und …. Toilettenpapier! Erst später merkten die drei Könige, dass das Hotel, vor dem sie auf Maria und Josef warteten, geschlossen war – natürlich wegen Corona! Dann aber kam der Nikolaus und erklärte, dass sie viel zu früh sind, verteilte ihnen Geschenke und nahm sie mit!
Während des Gottesdienstes wurde immer mal auch ein bisschen Sport gemacht, denn die Kirche durfte nicht beheizt werden und Bewegung sollte uns wieder aufwärmen.
Später dann kam auch nochmal der Nikolaus und verteilte im Auftrag des Gehörlosenvereins leckere Geschenke. Die Vorsitzende des Allgemeinen Gehörlosenvereins Kassel, Dorle Wareka, blickte zurück auf das letzte Jahr und die vielen ausgefallenen Veranstaltungen; sie wünschte allen eine schöne Zeit, Gesundheit und dass es bald wieder besser wird!
Pfarrer Käsemann war überrascht, als Traudi Peer ihm Namen der Gemeinde dankte und ein Geschenk überreichte, denn er ist seit 20 Jahren in der Gehörlosengemeinde Kassel. Er selbst hatte daran nicht gedacht, umso schöner die Überraschung. Frau Peer sprach davon, wie Pfr. Käsemann angefangen hatte und hofft auf eine weitere gute Zusammenarbeit.
Am Ende dieses besonderen Gottesdienstes bekam noch jeder ein kleines Geschenk: Eine „Lichttüte“ zusammen mit Süßigkeiten, den Losungen 2021 und Desinfektionsspray: für Körper, Seele und Gesundheit und den vielen guten Wünschen für das neue Jahr!
"Siehts Du Musik" – mit diesem Thema starteten die Kasseler Musiktage in einem Festgottesdienst am 1. November 2020 in der Martinskirche.
Jetzt, während der Coronazeit, dürfen Chöre nicht singen, außer es sind Gebärdenchöre! So passte es gut, dass der Gebärdenchor Kassel einem großen Publikum "Musik für die Augen" zeigen konnte.
Zu Beginn des Gottesdienstes berichtete Stefanie Böker zum Thema: "Was ist Musik für Gehörlose?" – sie hatte den Chor zu dem Thema gefragt und die Aussagen zu hörender Musik und Gebärdenlied, -poesie zusammengefasst.
Psalm 23 und die Lesung wurden stimmlos gebärdet.
Pfr. Dr. Temme predigte über die "Verwirrung der Sinne". Wie funktionieren unsere Sinne zusammen und gibt es nicht einen Sinn, der über unsere Wahrnehmungen hinausgeht?
Getragen wurde aber der Gottesdienst vom Gebärdenchor unter der Leitung von Jutta Hempel. Viele Hörende waren beeindruckt und sagten, dass die Texte und Lieder "neue Form und Gestalt vor den Augen bekamen" – Musik und Sprache sichtbar!
Durch den Gottesdienst begleitete uns als Dolmetscherin Norma Gühlke und ihre Praktikantin.
Allen Beteiligten herzlichen Dank und wir hoffen, dass so ein Zusammenwirken zwischen Hörend und Gehörlos auch bald wiederholt werden kann – dann aber mit mehr Zeit zur Vorbereitung!
Im Oktober haben die Gehörlosengemeinden den Erntedankgottesdienst gefeiert. Am Erntedankfest wird der Altar gern mit den Erntegaben geschmückt: Kürbisse, Kartoffeln, Brot, Früchte und schöne Blumen liegen auf und um den Altar herum.
Anschließend werden die Erntegaben gern versteigert und verkauft, um Spenden für „Brot für die Welt“ zu sammeln.
Das Erntedankfest ist ein besonderer Tag im Kirchenjahr und hilft, die Dankbarkeit nicht zu vergessen, sondern immer wieder neu einzuüben.
An jedem Tag ist uns viel geschenkt, für das wir dankbar sein können, wenn wir es sehen und als Geschenk annehmen. Darauf will das Erntedankfest hinweisen.
Nicht in allen Gemeinden war es in diesem Jahr wegen Corona möglich, den Altar mit den Erntegaben zu schmücken und anschließend zu versteigern oder zu verkaufen.
Die Gemeinde in Bad Hersfeld hat sich deshalb sehr darüber gefreut, in der Kirche einen bunten Früchteteppich vorzufinden, mit dem sie in diesem Jahr den Erntedankgottesdienst gefeiert hat.